Tag des Artenschutzes: Der unscheinbare Bitterling kämpft im Nationalpark Unteres Odertal ums Überleben
2. March 2023Frühlingsboten in den Wäldern
27. March 2023Criewen. Nationalparkverwaltung und Naturwacht haben sich in diesem Jahr einiges vorgenommen: Die Aktualisierung des Nationalparkplans wird fortgesetzt, zwei Erlebnispfade werden von Grund auf erneuert und für das Nationalparkhaus wird eine neue Ausstellung entwickelt. Zusätzlich finden das ganze Jahr über spannende Bildungsangebote statt. Sie haben das Kernthema des Nationalparks – die Entwicklung von Wildnis – im Fokus. Seit 2014 konnte der Anteil nutzungsfreier Flächen von 21,7 % (2.259 ha) auf aktuell 37,4 % (3.900 ha) erhöht werden.
Das Team des Nationalparks Unteres Odertals blickt positiv in die Zukunft, auch wenn es einige Rückschläge und Probleme in den letzten Monaten gab. Darunter das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und das damit verbundene Aufstellen mehrerer Zaunlinien, die die Verbreitung der Seuche verhindern sollen, aber gleichzeitig eine Zerschneidung des Nationalparks zur Folge haben. Ein Rückschlag für den bald 30-jährigen Nationalpark war das große Massensterben von Fischen und Mollusken im Sommer. Salzhaltige Abwassereinleitungen im polnischen Oberlauf der Oder, die hohen Temperaturen im Sommer 2022 und niedrige Wasserstände sorgten in Summe dafür, dass sich die Brackwasseralge so sehr ausbreiten konnte, dass unzählige Fische und Mollusken verendeten. Eine Gefahr für den Nationalpark stellt auch der Ausbau der Oder dar, der im letzten Jahr auf polnischer Seite im Bereich um Frankfurt (Oder) begonnen worden ist und sich bis in den Nationalpark fortsetzen soll.
In diesem Jahr werden wieder wichtige Vorhaben vorbereitet oder umgesetzt, die für die Weiterentwicklung von Deutschlands einzigem Auennationalpark von zentraler Bedeutung sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Erneuerung und dem Ausbau der touristischen Infrastruktur. In den nächsten Wochen werden drei Wasserwanderrastplätze, welche im Rahmen eines deutsch-polnischen Interreg-Projektes entstanden sind, fertiggestellt. Im Dezember 2022 erhielt die Nationalparkverwaltung die Fördermittelzusage für die grundhafte Erneuerung von zwei Erlebnispfaden in den Densenbergen bei Criewen, die noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Der Quellerlebnispfad wird den Besucherinnen und Besuchern anschaulich und spielerisch Informationen zum Lebensraum Hangquelle vermitteln, der Knüppeldamm wird über den Wolf informieren. Das Criewener Nationalparkhaus erhält nach 22 Jahren eine neue Ausstellung. In diesem Jahr wird zunächst die Konzeption zur Neugestaltung der Ausstellung beauftragt. Das wesentliche Ziel eines Nationalparks – die Wildnisentwicklung – soll dabei stärker als bisher in den Mittelpunkt gerückt werden. Des Weiteren soll die Ausstellung über die Entwicklung der ca. 1.000 ha Nationale-Naturerbe-Flächen (NNE-Flächen) im Nationalpark informieren, die 2010 vom Bund auf das Land Brandenburg übertragen worden sind.
Ein über mehrere Jahre angelegtes Vorhaben ist die Fortschreibung des Nationalparkplans. Der Nationalparkplan ist eine Bestandsaufnahme von Natur und Landschaft, Landnutzung und Infrastruktur sowie Handlungsleitfaden für das mittel- und langfristige Agieren der Nationalparkverwaltung in den Bereichen Naturschutz, Wassermanagement, Nutzungsmanagement, Umweltbildung und Tourismus. Im vergangenen Jahr sind bereits Bestandserfassungen wertvoller geschützter Arten und Lebensräume durchgeführt worden, wie z.B. der Kleinen und Bauchigen Windelschnecke oder wertvoller Brenndoldenauenwiesen und Auenwälder. Die im Frühjahr 2022 erfolgte Kartierung von Fischen und Großmuscheln in der Oder und in Auengewässern ermöglichte mit einer Wiederholungsuntersuchung im Herbst 2022 die Dokumentation und Bewertung der Auswirkungen des Fischsterbens.
In diesem Jahr steht neben der Fortführung der wissenschaftlichen Untersuchungen auch die Aktualisierung des Leitbildes für Brandenburgs Nationalpark auf der Agenda. Das Leitbild setzt Ziel- und Wegemarken für die weitere Entwicklung des Nationalparks, insbesondere vor dem Hintergrund des fortschreitenden Klimawandels. Bei der Fortschreibung des Nationalparkplans legt die Nationalparkverwaltung besonderen Wert auf die intensive Einbeziehung einer breiten Öffentlichkeit – genauso wie bei der Novellierung des Nationalparkgesetzes 2006 oder der Erarbeitung des ersten Nationalparkplanes zwischen 2008 und 2014. Hierfür wird es im Laufe des Jahres mehrere Beteiligungsformate geben, bei denen jeder Bürger und jede Bürgerin die Möglichkeit hat, sich aktiv mit einzubringen. Die Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben.
Im Jahr 2023 möchte das Nationalparkteam das zentrale Ziel der Wildnisentwicklung noch stärker nach außen kommunizieren. Unser Motto „Natur Natur sein lassen“ führt bei einem großflächigen Absterben ganzer Waldbestände in großen Teilen Deutschlands und der gleichzeitig herrschenden Energiekrise, zu Fragen in der Bevölkerung. Vier öffentliche Veranstaltungen unter dem Titel „Wildnis auf der Spur“ sollen für mehr Verständnis und Akzeptanz sorgen. Nähere Informationen sind auf der Webseite des Nationalparks zu finden. In Kooperation mit dem Förderverein des Nationalparks Unteres Odertal wird es Schulklassen der Region ermöglicht, einen Tag im Nationalpark zu verbringen. Mitarbeitende der Naturwacht und der Nationalparkverwaltung haben Umweltbildungsprogramme erarbeitet, mit denen sie den Kindern den Nationalpark und den damit verbundenen Wildnisgedanken spielerisch und nachhaltig vermitteln. Der Förderverein des Nationalparks unterstützt finanziell die Beförderung der Schulklassen von der Schule zum Nationalparkzentrum und zurück.
Regelmäßige Veranstaltungen der Naturwacht und der Nationalparkpartner sowie die Kranichwoche vom 29.09. bis 08.10.2023 in Gartz (Oder) und Mescherin, runden das Jahresprogramm des Nationalparks ab. Nähere Informationen sind auf der Webseite des Nationalparks veröffentlicht.