Praxisseminar an künstlichen Kleingewässern im Nationalpark Unteres Odertal

01.11.2017 ACHTUNG! Wanderweg durch die Wilderwaldweg ist aufgrund der letzten Sturmschäden aktuell für Besucher gesperrt.
23. April 2017
Blick in die Polder | Foto: Michael Voigt
Beobachtungstipp für den Monat Juni
31. May 2017
01.11.2017 ACHTUNG! Wanderweg durch die Wilderwaldweg ist aufgrund der letzten Sturmschäden aktuell für Besucher gesperrt.
23. April 2017
Blick in die Polder | Foto: Michael Voigt
Beobachtungstipp für den Monat Juni
31. May 2017

Teilnehmer am Seminarkus „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“

Ihren Seminarkus „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ erlebten Gymnasiasten des Schwedter Gauß-Gymnasiums für einen Tag im Nationalpark Unteres Odertal. Aufgabe war es, die Anfang 2014 im Rahmen der Habitatsverbesserung angelegten Kleingewässer nach drei Jahren auf die Besiedlung mit Amphibien zu untersuchen. In der theoretischen Einweisung im Wildnislabor des Nationalparks erfuhren die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse und ihre Biologielehrerin Ines Holzenburg, dass während der ersten floristischen Untersuchungen durch eine Studentin der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) im Sommer 2014 keine Amphibien, also weder Frösche, Kröten, Unken oder Molche, festgestellt werden konnten. Nun wurde eine gründliche Untersuchung nun durch die Teilnehmer des Wissenschaftsseminars unter Anleitung von Mitarbeitern des Nationalparks erneut durchgeführt.

Für die angehenden Abiturienten entwickelte sich der Ausflug an eines der vier Kleingewässer im Lunow-Stolper-Polder zu einem spannenden Erlebnis. Die Prognose der Nationalparkverwaltung verhieß eigentlich wenig Hoffnung, einheimische Amphibienarten zu entdecken.

Doch schon bei Annährung an die 60 Meter lange und 20 Meter breite Wasserfläche des ersten Tümpels, der momentan eine Wassertiefe von 50 bis 80 Zentimetern hat, wurde das Rufen einiger Rotbauchunken (Bombina bombina) registriert. Vorsichtiges Keschern in der Uferzone brachte neben diversen Wirbellosen wie Wasserskorpion oder Posthornschnecke auch einen Teichmolch (Triturus vulgaris) ans Licht. Schnell wurden auch die ersten Rotbauchunken ausgemacht, Wasserfrösche (Rana esculenta) begannen um die Mittagszeit ihr Konzert und zeigten an, dass auch sie das noch relativ junge Biotop als Laichgewässer angenommen hatten. Amphibien wandern im Frühjahr zu kleinen, oft auch temporären Gewässern, um sich fortzupflanzen. Deshalb ist ein geeigneter Zeitpunkt der Bestandsaufnahme besonders wichtig. Da einige Kaulquappen gefunden wurden, konnte nach Abgleich mit dem Laichzeitkalender der Amphibien auf den Moorfrosch (Rana arvalis) geschlossen werden. Als Frühlaicher hatte diese Art bereits im März das Gewässer aufgesucht.

Ein Rundgang um das Kleingewässer bescherte den Jungforschern eine weitere Amphibienart, mit der niemand wirklich rechnete. Laubfrösche (Hyla arborea) waren gerade im Begriff, an diesem ersten wirklich warmen Tag der Monate April/ Mai zum Gewässer zu wandern. Gleich mehrere Exemplare wurden beim Sonnenbad entdeckt und wie alle anderen Funde protokolliert. Mit der Rotbauchunke und dem Laubfrosch hatten also zwei Arten, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie besonderen Schutz genießen, das Kleingewässer besiedelt. Der Fund eines Laichballen vom Laubfrosch und das Auffinden von einigen einjährigen Rotbauchunken bestätigte die Bedeutung des Tümpels als Laichgewässer von relativ seltenen Arten.

Damit konnte erstmals ein in den Planungsunterlagen zur Anlage der Kleingewässer aufgezeigtes Ziel erreicht werden. Um unnötige Störungen an den drei anderen anthropogenen Gewässern in unmittelbarer Nähe zu vermeiden, wurden diese nicht beprobt, doch es ist anzunehmen, dass sich auch dort erste Amphibienpopulationen etablieren. Damit sind insgesamt fünf Amphibienarten registriert. Wichtig ist es, in den kommenden Jahren kontinuierlich, jeweils zur Laichzeit im Frühjahr, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Vielleicht ist das Wissenschaftsseminar des kommenden Schuljahres dann wieder dabei. Die Auswertung der so entstandenen Datenreihen kann vielleicht weitere Informationen liefern und zur wissenschaftlichen Arbeit der Gaußianer anregen.

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