Turm ermöglicht Einblick in die Wildnis bei Staffelde

Der Beobachtungsturm in Mescherin ermöglicht Nationalparkbesuchern einen Überblick auf den Staffelder Polder aus elf Meter Höhe

Der jüngste Beobachtungsturm im Nationalpark Unteres Odertal befindet sich unmittelbar an der Oder nördlich der Mescheriner Grenzbrücke. Mit seiner schlanken Form und seinem geschwungenen Dach, das den Schwingen von Kranichen nachempfunden wurde, bildet er eine architektonische Attraktion am nördlichen Rand des Großschutzgebietes. Von der Aussichtsplattform, die sich in 11 Meter Höhe befindet, hat der Besucher einen grandiosen Blick über den Staffelder Polder.

Hier öffnet sich den Besuchern ein Blick in die Zukunft des Odertals. Denn im Staffelder Polder kann sich die Wildnis bereits seit 20 Jahren ungestört entwickeln. Großflächige Schilflandschaften, unterbrochen von Wasserläufen, dominieren das Gebiet. Schon mit der Gründung des Schutzgebietes im Jahr 1995 war die wirtschaftliche Nutzung des nördlichsten Randpolders im Nationalpark eingestellt worden, das 63 Hektar große Gebiet wurde der Natur zurückgegeben. Damit gehört es zu den ältesten Wildnisbereichen im Nationalpark Unteres Odertal. Im Jahr 1999 wurde der den Staffelder Polder begrenzende Oderdeich an drei Stellen geschlitzt und auf einer Länge von insgesamt 200 Metern komplett abgetragen. Damit kann sich auch das Oderwasser in diesem Gebiet bei Hochwasser frei ausbreiten. Dadurch haben sich hier wieder die natürlichen Bedingungen für die Entstehung eines Auenüberflutungsmoores eingestellt. In absehbarer Zeit wird die einst trockengelegte Fläche ihre wichtigsten ökologischen Funktionen wiedererlangen, zum Beispiel Nährstoffe aus der Oder zu binden und Kohlendioxid zu speichern. Außerdem kann das lebende Moor Wasser speichern. In Hochwasserzeiten nimmt es Wasser auf, das es in Trockenzeiten nach und nach wieder abgibt. Naturbeobachter finden hier unter anderem Kranichschlafplätze. Die Deichschlitzung kostete 230.000 Euro, sie konnte als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme im Rahmen der Erhöhung der Oderdeiche realisiert werden. Die Gesamtkosten für den Mescheriner Beobachtungsturm belaufen sich auf ca. 260.000 Euro. Für seinen Bau wurde Lärchenholz aus märkischen Wäldern verwendet. Der Turm entstand mit Hilfe europäischer Fördermittel im Rahmen eines deutsch-polnischen INTERREG-Projektes des Nationalparks Unteres Odertal und der Stettiner Regionaldirektion für Umwelt.

Der Beobachtungsturm befindet sich an einer der Verbindungsmöglichkeiten zwischen dem Nationalpark Unteres Odertal und dem polnischen Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry). Er ist leicht zu erreichen: Mit dem Auto über die B 2 und die B 113 bis zur Mescheriner Oderbrücke fahren und auf dem Nationalpark-Parkplatz am Mescheriner Ortseingang parken. Der Beobachtungsturm befindet sich fußläufig etwa 150 Meter von dem Parkplatz entfernt, unmittelbar nördlich der Brücke am Oder-Ufer. Über die Mescheriner Brücke können Besucher zudem auf die östliche Seite des Unteren Odertals wechseln. In Mescherin können die Besucher mehrere gastronomische Einrichtungen aufsuchen. Ein kleiner Zeltplatz lädt in den Sommermonaten auch zum Übernachten ein. Er wird gern von Radtouristen aufgesucht, die auf dem Oder-Neiße-Radweg unterwegs sind.

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