Die Kanu-Saison im Nationalpark Unteres Odertal ist eröffnet
15. July 2024Achtung: Sperrung in Polder A/B
7. September 2024Heuballen, Weidetiere und Landmaschinen – kein seltener Anblick im sommerlichen Nationalpark. Auf fast der Hälfte der Fläche des Schutzgebiets dient eine gezielte landwirtschaftliche Nutzung dem Erhalt seltener auentypischer Arten und Lebensräume. Aber wie passen Landwirtschaft und Naturschutz im Nationalpark zusammen?
“Natur Natur sein lassen” ist der Grundgedanke der Nationalparke in Deutschland. Hier sollen großflächig natürliche Prozesse ablaufen können, ohne dass der Mensch eingreift. Diesem Grundsatz folgend gibt es auch im Nationalpark Unteres Odertal große Bereiche in der keine Nutzung erlaubt ist (Schutzzone I). Der Friedrichsthaler Polder, nördlich der Schwedter Querfahrt bis Friedrichsthal gehört beispielsweise bereits fast komplett zu dieser Schutzzone. Hier kann man Wildnisentwicklung beobachten.
Ein Großteil der Polderflächen liegt in der Schutzzone II, in der Beweidung und Mahd der Erreichung der Schutzziele dienen. Diese Flächen sind geprägt durch eine bereits seit Jahrhunderten bestehende Nutzung. So konnten sich in den Poldern typische Auenlebensräume wie die blütenreichen Brenndolden-Auenwiesen erhalten, die sonst langfristig von Ried verdrängt würden. Auf den Polderwiesen im Nationalpark weiden vor allem die meist cremefarbenen Uckermärker Rinder aber auch die langhornigen Heckrinder sowie Wasserbüffel. Entlang der Deiche können vor allem weiße Merino-Fleischschafe oder dunkelgraue Pommersche Landschafe gesehen werden.
Um die Landnutzung optimal auf die Bedürfnisse der wildlebenden Tier- und Pflanzenwelt anzupassen, gibt die Nationalparkverwaltung die Wiesenflächen über den Sommer verteilt zur Nutzung frei. Bei der Entscheidung, welche Flächen wann frei gegeben werden, spielt das Vorkommen seltener, bodenbrütender Vögel, wie dem Wachtelkönig, eine entscheidende Rolle. So entsteht ein räumliches und zeitliches Mosaik aus Wiesen verschiedener Wuchshöhe und Nutzung. Hier leben viele Insekten, konkurrenzschwächere Pflanzen gelangen zur Blüte und Aussaat und bodenbrütende Vögel können ihren Nachwuchs aufziehen. Eine vielfältige Landschaft fördert eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt.
Das Mähen der Wiesen wirkt wie ein Magnet auf Störche und Milane. Oft sieht man die großen Vögel scharenweise hinter den Traktoren, um in den neu entstandenen Schneisen Beute zu machen. Beste Bedingungen also, um auch seltene Vögel wie den Schwarzstorch einmal beobachten zu können. Auf bereits gemähten Flächen fallen sogenannte Schutzstreifen auf. Hier wird die Vegetation mitten im Schlag in einem Streifen bewusst stehen gelassen. Wiesenvögel und andere Tiere haben so die Möglichkeit sich während der Mahd vor Mähwerk und Beutegreifern in die hohe Vegetation zurückzuziehen. Anschließend finden sie auf angrenzenden ungemähten Wiesen Ersatzlebensräume. Im Winter bildet das stehengebliebene Altgras der Schutzstreifen wichtige Überwinterungsmöglichkeiten für verschiedene Insekten, zum Beispiel verschiedene Wildbienen.
Wenn Traktoren im Nationalpark die Besucher und Besucherinnen erst einmal überraschen, für den Erhalt der struktur- und artenreichen Wiesenlandschaft in den Polderflächen ist eine naturschutzorientierte Bewirtschaftung unabdingbar Sie ermöglicht Ihnen als Besuchende immer wieder neue Facetten der Landschaft und seiner Tier- und Pflanzenwelt zu erleben!