Das Odertal – einziger Flussauen-Nationalpark Deutschlands
Der von der Oder-Flussaue geprägte Nationalpark Unteres Odertal besteht großteils aus Offenlandschaften und ist Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen.
Der Nationalpark Unteres Odertal gehört zu den Nationalen Naturlandschaften Deutschlands und ist der einzige Flussauen-Nationalpark in der Bundesrepublik Deutschland. Er hat eine Länge von 50 Kilometern, ist maximal fünf Kilometer breit und erstreckt sich über eine Fläche von über 10.000 Hektar. Er erstreckt sich am westlichen Uferrand der Oder von Hohensaaten im Süden bis Staffelde im Norden. Westlich von ihm befindet sich eine über 17.000 Hektar große Pufferzone, die als Landschaftsschutzgebiet „Nationalparkregion Unteres Odertal“ ausgewiesen wurde.
Der Nationalpark Unteres Odertal ist der einzige Nationalpark des Landes Brandenburg und liegt größtenteils im Landkreis Uckermark, lediglich eine geringe Teilfläche im Süden gehört zum Landkreis Barnim. Die größte vom Nationalpark umgebende Kommune ist die Nationalparkstadt Schwedt/Oder, die mit über 30.000 Einwohnern auch die größte Stadt der Uckermark ist. Das unmittelbare Nebeneinander von großen Industriebetrieben wie der PCK Raffinerie GmbH oder der Leipa-Papierfabrik und dem Nationalpark zählt zu den besonderen Merkmalen des Schutzgebietes. Mit der 2006 novellierten Nationalparkgesetzgebung wurde ein umfassender Interessenausgleich zwischen diesen höchst unterschiedlichen Nachbarn gefunden.
Der Potsdamer Landtag rief den Nationalpark mit der Verabschiedung des brandenburgischen Nationalparkgesetzes im Jahr 1995 ins Leben. Die Gesetzesnovelle im Jahr 2006 erfolgte mit dem Ziel, die Akzeptanz für den Nationalpark in der Region spürbar zu verbessern. Nach 10 Jahren zeigt sich, dass der Spagat gelungen ist. Ohne die anspruchsvollen Zielsetzungen eines Nationalparks in Frage zu stellen fühlt sich die Region mit ihren Bewohnern viel stärker in die Entwicklung und den Schutz des Nationalparks einbezogen. Unter anderem ermöglichte dies auch eine bessere touristische Nutzung des Gebietes. Reit-, Rad- und Wanderwege wurden ausgewiesen, in Teilen des Nationalparks sind im Sommer auch geführte Kanuwanderungen möglich. Zudem darf an ausgewählten Gewässern auch gebadet werden. Im Interesse des Naturschutzes schrieb das Gesetz unter anderem die künftigen Wildniszonen auf 50,1 Prozent der Nationalparkfläche fest, aus denen sich der Mensch perspektivisch zurückziehen wird.
Das Gebiet wird geprägt durch die sogenannten Polder, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach holländischem Vorbild für den Hochwasserschutz eingerichtet wurden, um dem Fluss bei hohen Wasserständen Raum zu geben. An seinen zum Teil steil ansteigenden Rändern finden sich Reste von ursprünglichen Wäldern, wie beispielsweise der Gellmersdorfer Forst im Süden oder der Gartzer Schrey im Norden des Nationalparks Unteres Odertal aber auch ausgedehnte Trockenrasengebiete mit z.T. kontinentalen Steppenrasen
Der Nationalpark Unteres Odertal bietet Lebensraum für viele seltene und geschützte Pflanzen und Tiere, unter anderem Fischotter, Trauerseeschwalbe, Rohrdommel oder Wachtelkönig. Im Winter ist er mit seinen überschwemmten Polderwiesen ein idealer Rastplatz für zahlreiche Zugvogelarten. Die Kraniche legen bereits im September auf ihrem Zug nach Süden eine mehrwöchige Rast im Odertal ein. Zu den Vögeln, die sich im Winter beobachten lassen, zählen unter anderem die Singschwäne. Bei günstigen Überflutungsverhältnissen nutzen immer wieder auch östliche Vogelarten wie Weißflügel- und Weißbartseeschwalben oder Zwergmöwen den Nationalpark in der warmen Jahreszeit als Brutgebiet.
Der Nationalpark bildet einen einheitlichen Naturraum mit der polnischen Seite des Unteren Odertals. Er grenzt an den Landschaftsschutzpark Unteres Odertal (Park Krajobrazowy Dolina Dolnej Odry) sowie an den Zehdener Landschaftsschutzpark (Cedynski Park Krajobrazowy). Die polnischen und deutschen Schutzgebietsverwaltungen pflegen eine enge Kooperation, unter anderem bei der grenzüberschreitenden touristischen Erschließung des Odertals. Die Schutzgebietsverwaltungen westlich und östlich der Oder verstehen sich als Bestandteile des grenzüberschreitenden Schutzgebietsverbundes Unteres Odertal.